Genderkingen/Oberndorf: Lastwagen überrollt Schild, Tank reißt auf und Straße wird spiegelglatt. Welche langwierigen Folgen ein relativ harmloser Unfall im Raum Genderkingen/Oberndorf hat
Ein relativ kleiner Unfall mit großen Auswirkungen hat in der Nacht auf Freitag im Bereich Genderkingen/Oberndorf einen langwierigen Einsatz von Polizei, Feuerwehr, Behörden und Spezialfirmen ausgelöst – und schätzungsweise 100 Beteiligte um den Schlaf gebracht.
Verursacher war ein Lastwagenfahrer, der am Donnerstagabend an der Ellgauer Kreuzung in Oberndorf auf das Bankett der Staatsstraße geriet und ein Verkehrszeichen überrollte – was der Mann nicht bemerkte oder nicht bemerken wollte. Er fuhr weiter, anscheinend ohne zu ahnen, dass der Tank des Lkw aufgerissen worden war. So floss permanent Diesel auf die Straße. Nach mehreren Kilometern – an der Schlussstelle zur B16 bei Genderkingen – bemerkte der Fahrer das Problem. Er steuerte eine Haltebucht an. Der Sprit floss in größeren Mengen quer über die Fahrbahn und versickerte im Erdreich.
Praktisch gleichzeitig stellte eine Streife der Polizei gegen 21 Uhr das umgefahrene Schild fest. Die Beamten folgten der Dieselspur auf der Staatsstraße und stießen auf den Laster. Eine Kommunikation mit dem Fahrer war dem Vernehmen nach praktisch unmöglich. Der Pole sprach weder deutsch noch englisch.
Weil der Kraftstoff auf der Straße den Asphalt spiegelglatt machte und der Lkw mit dem lecken Tank im Wasserschutzgebiet stand, musste der Polizei zufolge die Staatsstraße zwischen Oberndorf und Genderkingen komplett gesperrt werden. Die Freiwilligen Feuerwehren Genderkingen, Rain, Oberndorf, Eggelstetten und Mertingen wurden alarmiert, um den Verkehr umzuleiten und den Diesel zu binden. Auch die Straßenmeisterei rückte mit mehreren Fahrzeugen an, ebenso kam ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts zur Unglücksstelle.
Die Einsatzleitung übernahmen die Kommandanten Manuel Schweier (Genderkingen), Manfred Grenzebach (Oberndorf) und Peter Mikschl (Rain). „Das war ein Riesenaufwand. Ich hätte nicht gedacht, dass das die ganze Nacht dauert“, sagte Mikschl am Freitagvormittag.
Der Kraftstoff habe die Fahrbahn spiegelglatt gemacht. Deshalb habe man auch zwei Spezialfirmen angefordert, um die Straße zu reinigen. Die Mitarbeiter trafen im Laufe der Nacht ein und fuhren mit ihren Maschinen so lange hin und her, bis der Sprit entfernt war. Dieses Unterfangen gestaltete sich laut Mikschl angesichts der niedrigen Temperatur – es herrschte leichter Frost – durchaus zäh.
Am Standort des Lasters musste der mit Diesel getränkte Boden abgebaggert werden. Dies geschah mit einem Minibagger der Stadt Rain. Schließlich wurde der Lkw abgeschleppt. „Billig wird das nicht“, kommentiert der Rainer Kommandant die Geschehnisse. Ein Teil der Einsatzkräfte konnte gegen 5.30 Uhr abrücken, die Wehr aus Oberndorf blieb noch bis gegen 7.30 Uhr.
Weil es sich bei dem Unfallverursacher um einen Ausländer handelt, ordnete der zuständige Staatsanwalt an, dass eine Sicherheitsleistung erhoben wird. Die Polizei ermittelt gegen den Mann wegen des Verdachts der Unfallflucht.
Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung vom 14.02.2015 von Wolfgang Widemann.