Sprengstoff: Experten müssen gestern Mittag (02.04.2013) ein amerikanisches Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Bahnhofs entschärfen. 35 Personen werden vorübergehend in Sicherheit gebracht
Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist gestern früh in unmittelbarer Nähe des Rainer Bahnhofs bei Bauarbeiten gefunden worden. Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes aus Ingolstadt entschärften die Bombe auf dem ehemaligen Gelände der Pommes-Frites-Fabrik Schönfritt. Ein Transport des Gefahrguts erschien den Experten als zu risikoreich. Ansässige Firmen sowie zwei Wohnhäuser und der Bahnhof waren im Vorfeld evakuiert worden. Die Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Ingolstadt war stundenlang gesperrt.
Um 7.15 Uhr schaufelte Baggerfahrer Joseph Stegmair auf dem Brachland zwischen den Bahngleisen und der Mittelstettener Straße, als er, wie er der DZ sagte, „auf etwas Metallisches“ stieß. Halb in der Erde vergraben, mit Schlamm bedeckt, entdeckte er schließlich ein rundes, längliches Etwas. „Mein erster Gedanke war: Da hat wieder jemand irgendetwas auf der Baustelle vergraben oder liegen gelassen.“ Doch irgendetwas in ihm habe ihn zur Vorsicht gemahnt. Er zog seinen Kollegen Albert Hauber zu Rate. Gemeinsam legten sie das 1,20 Meter lange Metallei frei – „und da dachten wir: Glück gehabt, das ist wahrscheinlich eine Bombe. Gott sei Dank hatte ich sie mit der Schaufel an der Seite berührt und nicht am Zünder“, schilderte Stegmair den Schreckensmoment nach der Freilegung.
Von da an ging alles sehr schnell, die Alarmkette lief an: Die Rainer Feuerwehr und die Polizei wurden informiert. Polizeieinsatzleiter Engelbert Seider schoss Fotos der Bombe und sendete diese via Handy zum Kampfmittelräumdienst nach Ingolstadt. Simon Strownal von der Katastrophenschutzbehörde des Landratsamtes ließ sich sofort darüber informieren, wie viele Bewohner im engsten Gefahrenkreis von 300 Metern in Sicherheit gebracht werden müssten. Betroffen waren die Mitarbeiter der Firmen Ostendorf, Drossbach und der Baywa sowie zwei Einfamilienhäuser und das bewohnte Bahnhofshaus. Die 35 Personen wurden aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Bürgermeister Gerhard Martin hatte extra die Turnhalle beheizen lassen, das Rote Kreuz stand mit mehreren Einsatzfahrzeugen in Bereitschaft, die Feuerwehr Rain übernahm die Verpflegung.
Um kurz nach 10 Uhr war sich Sprengmeister Josef Beier vom Kampfmittelräumdienst Tauber sicher, dass es sich um eine scharfe amerikanische Fliegerbombe handelte. Wie ein Anwohner berichtete, sei es wahrscheinlich, dass diese bei einem Angriff gegen Kriegsende – am Ostermontag 1945 – abgeworfen worden war. Bürgermeister Martin bestätigte, dass in den letzten Kriegstagen in der Tat ein Angriff auf den Rainer Bahnhof geflogen wurde. Hierbei sei ein Flüchtlingstransport von Kampfflugzeugen angegriffen worden, zahlreiche Menschen starben. Möglich, dass in diesem Zusammenhang auch die Bombe fiel. Gesicherte Angaben waren jedoch nicht zu ermitteln.
Vom Typ her, erklärte Experte Beier, sei die Bombe die gleiche wie jene, die vor einigen Wochen im Münchner Stadtteil Schwabing gesprengt werden musste. Der Unterschied: In Rain war ein anderer Zünder angebracht – es war kein chemischer, der eine Sprengung vor Ort erfordert hätte. Wie Sprengmeister Beier sagte, wären im Falle einer Detonation die Hallen der Firmen Ostendorf und Drossbach sowie der größte Teil des Bahnhofsgeländes zerstört worden. Dennoch sprach der Sprengmeister von einer „Routinearbeit“, als er um 12.30 Uhr über Funk an Einsatzleiter Seider meldete: „Die Bombe ist entschärft“ – Aufatmen in Rain.
Die Bombe: Bei der Bombe in Rain handelt es sich um Sprengmeister Josef Baier um den gleichen Typ wie bei jenem Exemplar, das vor einigen Monaten in München-Schwabing gefunden wurde und vor Ort gesprengt werden musste: fünf Zentner schwer (beladen mit 120 Kilogramm Sprengstoff TNT), 1,20 Meter lang.
Fundort: Bauarbeiter fanden die Bombe bei Erdaushüben auf dem Brachland der ehemaligen Pommes-Frites-Fabrik am Rainer Bahnhof. Dort sollen Düngemittelhallen entstehen.
Kriegsmittel: Wie Sprengmeister Beier berichtet, gebe es wohl noch unzählige Blindgänger im Freistaat. Sie werden meist in Nähe von Bahnhöfen, der (ehemaligen) Industriegebieten gefunden. Bomben mit Langzeitzündern können, so der Expoerte, auch bei Erschütterungen unter der Erde detonieren. Bislang sei dies aber höchst selten der Fall gewesen. (hilg)
Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung vom 03.04.2013. Bericht von Thomas Hilgendorf. Bilder Donauwörther-Zeitung. |