Rain: In Rain ist die Freiwillige Feuerwehr an vier größeren Bauwerken aktiv. Es geht um das Retten aus Höhen und Tiefen.
Es ist eine etwas andere Herausforderung, die Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Rain am Samstag im Unteren Kirschbaumweg zu bewältigen haben. Das Kommando „Wasser marsch“ ist nicht zu hören. Für eine Übung mit der Rettungsschere fehlt ein „Unfallauto“. Zentrales Utensil ist vielmehr eine sogenannte Schleifkorbtrage, wie man sie aus Filmen von Einsätzen der Bergwacht kennt.
Und tatsächlich geht es um den praktischen Teil des Ausbildungsmoduls ERHT. Das ist die Abkürzung für „Einfaches Retten aus Höhen und Tiefen“. Wo die Drehleiter nicht mehr hingelangt, sind für die Feuerwehrleute zusätzliche Fertigkeiten gefragt, um verunglückte Personen zu bergen. So lauten die Kommandos bei dieser speziellen Art der technischen Hilfeleistung auch „Seil auf“ und „Seil ab“.
So einfach wie es der Titel der 18-stündigen Ausbildung suggeriert, ist es nicht, Personen von einem schwer erreichbaren Dach, aus einem Schacht, aus einer Montagegrube oder über ein innen liegendes Treppenhaus zu retten. Jeweils acht Aktive stellten sich im April und in den vergangenen Tagen dieser Schulung.
Den umfangreichen theoretischen Teil vermittelte Ausbilder Jörg Stumpf. Beim praktischen Teil zieht er sich zunächst als Beobachter zurück. Beim Abseilen vom Baugerüst aus über zwölf Metern Höhe muss „sicherheitshalber“ ein Dummy, also eine Puppe, herhalten.
Die acht Aktiven der Stützpunktfeuerwehr Rain bringen ihn mittels der Schleifkorbtrage – stets in waagrechter Position – auf die Erde zurück. Jörg Stumpf und Drehleitermaschinist Stefan Sauter (er war bereits bei der Frühjahrsausbildung mit dabei) sind zufrieden. Der erste praktische Teil am Gerüst der Wohnanlage, die gerade gebaut wird, hat geklappt.
Weiter geht es zur Rettungstreppe der Firma Aviko am Hochregallager. Dort gibt es ein „Treppenauge“, also eine lichte Öffnung, die von den Treppenabsätzen auf ganzer Höhe umschlossen wird. Als „Verunglückter“ ist jetzt einer der acht Schulungsteilnehmer auf dem Rettungsgerät festgegurtet. Der Trupp oben lässt die Korbtrage mit dem Sicherungsseil, das im Treppenauge verläuft, langsam ab. Vier Männer bringen die Trage – vom Gewicht weitgehend entlastet – rasch über die Treppe nach unten. Die Frage an den „Verunglückten“ nach dem Gefühl bei den vielen Treppen beantwortet dieser humorvoll: „Angenehm für den Patienten und sicher.“ Das motivierte Team zieht die Übung gerne ein zweites Mal durch.
Bereits im Frühjahr haben sich acht Feuerwehrleute dem speziellen Rettungsprogramm gestellt. Vor ERHT gab es damals wie jetzt das Modul „Absturzsicherung“ mit 24 Stunden – macht in Summe fünf volle Tage, die die 16 Feuerwehrleute zusätzlich zu den alljährlichen Übungen geopfert haben.
Für die Freiwillige Feuerwehr Rain ist dieses Schulungsprogramm wichtig. Es genügt nicht, dass der Gerätesatz im Drehleiter-Fahrzeug vorhanden ist. Drehleitermaschinist Sauter und Ausbilder Stumpf: „Für diese Aufgabe muss das Gerät instandgehalten werden und es müssen geschulte Leute zur Verfügung stehen.“
Ganz selbstverständlich ist es für vier Betriebe, ihr Gelände für den praktischen Teil der Ausbildung zu öffnen. Im Frühjahr wurden die Szenarien bei Südzucker und am Kraftwerk geübt, nun geht die zweite Gruppe auf der Baustelle „Kirschbaumhöfe“ von Mayr-Bau und beim Pommes-frites-Hersteller Aviko zu Werke.
Jörg Stumpf und Stefan Sauter stellen auch klar, wo die Grenzen der Stützpunktwehr Rain sind: Für Höhenrettung, beispielsweise von einem Mast, müssten die Profis von der Berufsfeuerwehr angefordert werden.
Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung vom 23.10.2023 von Adalbert Riehl.