Unglück: Ein 58-jähriger Pilot verlor am Sonntagnachmittag in Genderkingen die Kontrolle über seine „Mooney“ und stürzte zusammen mit zwei Passagieren ab. Die Polizei hat nun den Ablauf der Ereignisse ermittelt.
Genderkingen Bei einer Bruchlandung am Genderkinger Flugplatz wurden am Sonntagnachmittag (12.06.2022) drei Menschen verletzt. Wie berichtet, war ein Leichtflugzeug des Typs „Mooney“ gegen 16 Uhr beim Landeanflug ins Straucheln geraten und in ein angrenzendes Getreidefeld gestürzt. Feuerwehren und Rettungsdienste aus einem weiten Umkreis rückten in großer Zahl zur Unglücksstelle an, auch Rettungshubschrauber und Notärzte waren im Einsatz. Zur Erleichterung aller sind der 58-jährige Pilot und seine beiden Passagiere, ein 21 Jahre alter Mann und eine annähernd gleichaltrige Frau, mit geringfügigen Blessuren davongekommen.
Sie konnten bereits wieder aus den Krankenhäusern entlassen werden, in denen sie direkt nach dem Unfall behandelt wurden. Alle drei Insassen der kleinen Propellermaschine stammen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg; der Pilot ist Mitglied der Motorflugsportgruppe Donauwörth-Genderkingen.
Inzwischen haben Polizei und Sachverständige weitgehend ermittelt, wie es zu dem Unglück kam: Das Kleinflugzeug setzte zunächst auf der Landebahn auf, begann aber dann zu „hüpfen“, was bei diesem Maschinentyp der Marke „Mooney“ wohl durchaus vorkommen kann. Daraufhin entschied sich der Pilot, die einmotorige Propellermaschine erneut durchzustarten. „Das ist ein normales Manöver“, erklärt Thomas Schneider, der Zweite Vorsitzende der Flugsportgruppe Donauwörth-Genderkingen, gegenüber unserer Redaktion. „Das macht man üblicherweise aus Sicherheitsgründen, um ein Risiko zu vermeiden.“
Wie die Polizei mitteilt, habe der Pilot aber vermutlich die Maschine überzogen. Das bedeutet, dass sie „in einem viel zu steilen Winkel zum Horizont stand und keinen Auftrieb mehr bekam, sodass ein Durchstarten nicht mehr möglich war.“ Laut Polizeibericht neige dann das Flugzeug dazu, nach links abzudrehen, da der Frontmotor entsprechende Kräfte wirken lässt. In der Folge sei die „Mooney“ immer weiter nach links gekippt und über ein angrenzendes Feld getrudelt, wo sich die linke Tragfläche in den Boden bohrte. Die Maschine kam nach einigen Drehungen dort zum Liegen. Flugzeugnase wie auch Tragflächen, Rumpf und Fahrwerk wurden teilweise erheblich beschädigt.
Alle drei Insassen erlitten Verletzungen. Die junge Passagierin wurde vorsorglich mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen Thomas Schneider habe mit den Verunglückten telefonieren können, wie er unserer Redaktion sagte, den Piloten habe er noch am Sonntag besucht. „Es geht ihnen soweit gut, der Pilot ist zwar noch geschockt darüber, wie das passieren konnte, wir sind aber alle glücklich, dass nicht Schlimmeres passiert ist.“
Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Augsburg wurde das Flugzeug sichergestellt. Ein technischer Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BUF), die derartige Vorfälle in der zivilen Luftfahrt untersucht, war noch am Sonntag vor Ort und inspizierte das Wrack. Es wurde gegen 20 Uhr von einem Bergungsfahrzeug aus dem Feld herausgezogen und in einen Hangar auf dem Flugplatz gebracht. Von dort holt die BUF die „Mooney“ zu weiteren Untersuchungen ab.
„Ziel solcher Untersuchungen ist es immer, daraus zu lernen“, sagt Thomas Schneider. „Entsprechende Maßnahmen sollen eingeleitet werden, damit Flugzeugunglücke möglichst nicht passieren. Technische Mängel sollen behoben und Pilotenfehler in der Ausbildung berücksichtigt werden. Wegen dieses Vorgehens ist die Luftfahrt seit den 60er-Jahren sehr viel sicherer geworden.“ Der Flugplatz Genderkingen und der Verein Flugsportgruppe sind in ihrer Geschichte weitgehend von solchen Vorfällen verschont geblieben – erst recht von schwerwiegenden. In Erinnerung sind in der Region aber zwei Tragödien, die sich in nicht allzu großer Entfernung abgespielt haben:
Am 23. August 2003 kam es über Lechsend zum Zusammenstoß und Absturz zweier Flugzeuge. Fünf Menschen starben. Eine Cessna der Flugsportgruppe Burgheim war mit einem Segelflieger kollidiert, der am Donauwörther Segelflugplatz „Stillberghof“ gestartet war. Alle Insassen der Cessna – der Pilot, zwei Tandem-Springer und zwei Sprunggäste – waren sofort tot.
Am , 23. Mai 2014 stürzte eine „Klemm 107“ bei Joshofen (Neuburg) unmittelbar nach dem Start in Egweil in ein Feld. Dabei wurde das Cockpit regelrecht geköpft. Die Insassen – zwei 23-jährige Männer und ein 15 Jahre altes Mädchen – hatten keine Chance.
Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung 14.06.2022 von BARBARA WÜRMSEHER.