2014 07 21 FrauentagRain: Bei einer Übung in Rain demonstrieren die Frauen ihre Leistungsfähigkeit und sprechen über Probleme, die sich während der Einsätze stellen

Größer kann die Anstrengung für eine Feuerwehrfrau kaum sein, als am vergangenen Samstag (19.07.2014): 32 Grad im Schatten. Die Hitze staut sich hinter dem Gesichtsschutz. Die Haare kleben unter dem Helm und der Schweiß rinnt in Strömen unter dem Schutzanzug den Körper hinab. Leni Aschenmeier hebt die große Schere indem sie ihre ganze Kraft aufbietet. Dann nähert sie sich dem Autowrack und schneidet ein Stück aus dem verbeulten Blech. Danach lächelt sie, als wäre es eine Kleinigkeit. „Wir Frauen bei der Feuerwehr sind belastbar“, sagt sie. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum sich Frauen freiwillig an Brandherde und Unfälle wagen.

 

Aschenmeier ist erste Kommandantin im Donau-Ries und im Rainer Ortsteil Etting. Sie deutet auf ihre 19 Kameradinnen, die aus dem ganzen Landkreis kommen und an diesem ersten Frauenfeuerwehr-Tag in Rain ihr Können vorführen. Die Gesichter zeigen Willenskraft, Entschlossenheit und Freude. „Wir ergänzen die Männer und das macht die gesamte Arbeit perfekt“, erzählt sie. Seit 2002 ist sie dabei und daher weiß sie, was es bedeutet, einen Verletzten aus dem Auto zu befreien. Die 20 Frauen präsentierten an verschiedenen Stationen, was sie im Ernstfall leisten.

Ob Ansaugen von Wasser, Einsatz auf der Drehleiter in 30 Meter Höhe oder mit Atemschutz in ein verrauchtes Gebäude. „Das ist alles kein Problem für uns“, beteuert die Frauenbeauftragte Carmen Lechner. Denn schließlich haben Frauen die gleiche Ausbildung wie Männer. Bis auf eine Ausnahme: Den großen Spreizer stemmen sie nur zu zweit, denn der ist selbst manchen Männern zu schwer. Allerdings verlaufen die Einsätze nicht immer optimal. Gerade der immer weiter fortschreitende Sicherheitsstandard in den Fahrzeugen erschwert den Rettern häufig den Zugang zu den Verletzten. Fakten darüber weiß Kreisbrandinspektor Georg Riehl: „Wenn jeder seine Rettungskarte dabei hätte, gewinnen wir wertvolle Zeit.“ Darauf sind Details vermerkt, die verhindern, dass sich die Helfer vor Beginn ihrer Tätigkeit erst langwierig über eventuelle Fragen erkundigen müssen.

Fährt das Auto mit Benzin, Diesel, Flüssig- oder Erdgas? Wie verlaufen die elektrischen Leitungen? Wie viele Airbags gibt es und, vor allem, wo befinden sie sich? Denn den Sicherheitsabstand dazu müssen die Retter einhalten. All das steht in dieser Karte, die jeder Fahrzeughalter entweder beim Hersteller oder über das Internet erhält und sich dann am besten hinter die Sonnenblende klemmt. Ein weiteres Hindernis ergibt sich bei der Anfahrt.

„Wir appellieren an die Vernunft der Autofahrer“, warnt der erste Kommandant der Rainer Wehr, Peter Mikschl. Oft ergebe sich nicht gleich eine Rettungsgasse und so entsteht eine weitere Verzögerung. Letztlich baut sich noch eine Hürde vor der Wehr auf. Fehlender Nachwuchs und Personal, das nicht verfügbar ist. Schichtarbeit, flexible Zeiten und weite Wege zur Arbeit verhindern, dass die Helden des Alltags an den Einsätzen teilnehmen können, schildert Mikschl

Und deswegen brauchen die Kameraden dringend weibliche Kolleginnen. Nicht nur als Ersatz, sondern weil sie manche Fähigkeiten besitzen, die Männer nicht haben. Und das haben sie am Samstag bewiesen – in ihren Schutzanzügen, die sie trotz der Hitze tragen müssen, weil es die Unfallverhütungsvorschrift verlangt.

Pressebericht aus der Donauwörther-Zeitung vom 21.07.2014 von Jürgen Ziegelmeir.

Bilder vom Frauenfeuerwehrtag in Rain finden Sie hier.